Familienunternehmen: Das Herz der deutschen Wirtschaft
Familienunternehmen werden häufig als das Herz der Wirtschaft bezeichnet – und das nicht ohne Grund. Kein anderes EU-Land kann so viele familiengeführte Unternehmen aufweisen wie Deutschland. Das gilt als einer der Gründe, warum wir uns im Vergleich zu anderen europäischen Ländern so schnell und gut von der Finanzkrise erholen konnten.
Das macht ein Familienunternehmen aus
Per Definition spricht man von einem Familienunternehmen, wenn eine oder mehrere Familien auf ein Unternehmen maßgeblichen Einfluss ausüben – sei es in Form von Kapitalanteilen oder durch strategischen Einfluss. Häufig wird der Begriff Familienunternehmen synonym mit dem Begriff Mittelstand verwendet – dies ist allerdings falsch. Zwar gibt es größtenteils mittelständische Familienunternehmen – im Mittelstand sind aber natürlich auch Firmen ohne Familieneinfluss vertreten. Grundsätzlich wird bei Familienunternehmen zwischen familienkontrollierten Unternehmen und eigentümergeführten Familienunternehmen unterschieden.
Zusammen bilden familienkontrollierte Unternehmen und eigentümergeführte Unternehmen einen überwältigenden Anteil von 93 Prozent an der deutschen Wirtschaft und stellen somit die hierzulande bedeutendste Unternehmensform dar. Zudem beschäftigen die Familienunternehmen mehr als 54 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer, stellen 80 Prozent der Ausbildungsplätze und erwirtschaften rund die Hälfte des gesamtdeutschen Umsatzes. Eigentlich Zahlen, die für sich sprechen – trotzdem werden in der Öffentlichkeit überwiegend die großen DAX-Unternehmen wahrgenommen. Dabei sind es eigentlich die Familienunternehmen, die im Mittelpunkt stehen sollten: Während laut einer Studie die nicht-familiengeführten DAX-Unternehmen in den letzten Jahren überwiegend Stellen abgebaut haben, haben die 500 größten familiengeführten sowie familienkontrollierten Unternehmen die Anzahl ihrer Beschäftigten kontinuierlich erhöht. Weltweit liegen die Zahlen hier bei einem Stellenzuwachs von rund 11 Prozent. Zudem sieht die Politik einen der Gründe für Deutschlands schnelle Erholung nach der Wirtschaftskrise in den gut funktionierenden Strukturen von Familienunternehmen.
Wirtschaftskraft durch altbewährte Stärken
Diese Aussage bezieht sich dabei nicht nur auf die familiengeführten Großunternehmen, die rund ein Drittel aller Großunternehmen in Deutschland ausmachen, sondern vor allem auch auf die kleinen Familienbetriebe, die wacker gegen die Krise gekämpft haben und einen Umsatz von weniger als einer Million Euro im Jahr machen – diese Umsatzzahlen gelten übrigens für rund drei Viertel aller Familienunternehmen in Deutschland. Dass sich gerade Familienbetriebe schnell von der Wirtschaftskrise erholen konnten, liegt vor allem daran, dass diese sich auf ihre altbewährten Stärken besonnen haben: eine hohe Eigenfinanzierungskraft, die Intensivierung von Geschäftsbeziehungen sowie die hohe Bereitschaft der Angestellten, dem Unternehmen mit Tatkraft und eigenen Opfern aus der Krise zu helfen.
Beispiele für solch gut funktionierenden Familienunternehmen sind Europas größter Schuhhändler Deichmann, der weltweit operierende Automobil- und Motorradhersteller BMW, der Medienkonzern Bertelsmann, Boesche, eine staatliche Lotterieeinnahme für SKL- und NKL-Lose oder Schwarz Cranz, ein modernes Industrieunternehmen, das – bereits in sechster Generation geführt – Schinken- und Wurstspezialitäten produziert.
Respekt für Familienunternehmen
Auf diese und eine Reihe weiterer Unternehmen soll auf dieser Seite eingegangen werden – um den Familienbetrieben die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die ihnen gebührt. Denn im Gegensatz zu anonymen Publikumsgesellschaften agieren die meisten Familienunternehmen bewusst nachhaltig und damit nicht notwendigerweise wachstumsorientiert. Trotzdem haben sie es zum Herz der deutschen Wirtschaft gebracht – und das verdient Respekt.